Patrick Verkerk, Gründer und Inhaber von RoboTobor und strategischer Berater für die Robotisierung, sieht die Zukunft des Logistiksektors zunehmend von fortschrittlichen Technologien abhängig. Dennoch warnt er die Branche vor unüberlegten Entscheidungen. "Eine der größten Herausforderungen bei der Robotisierung von Logistikprozessen ist der Mangel an Wissen. Vor allem in KMUs."
Laut Verkerk hat die Robotisierung in der Logistikbranche in den letzten Jahren vor allem wegen des Personalmangels und der Notwendigkeit, effizienter zu arbeiten, erheblich zugenommen. "Vor zehn Jahren war ein abschließender Business Case noch der Hauptgrund für Investitionen in die Robotisierung", erklärt Verkerk. "Heute sind die Hauptgründe vor allem der Arbeitskräftemangel und die Komplexität der Logistikprozesse."
Verkerk verfügt über umfangreiche Erfahrungen in verschiedenen Branchen, von der Fertigung bis zur Lebensmittelindustrie. Er weist darauf hin, dass es bei der Robotisierung nicht mehr nur um Kosteneinsparungen geht, sondern auch um die Gewährleistung der Kontinuität des Betriebs. "Es geht nicht mehr nur um den Return on Investment (ROI); die Unternehmen suchen jetzt auch nach Lösungen, um ihren Betrieb trotz Personalmangels aufrechtzuerhalten."
Eine der größten Herausforderungen bei der Robotisierung von Logistikprozessen ist der Mangel an Wissen in den Unternehmen, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). "Die Robotisierung ist multidisziplinär", betont Verkerk. "Sie umfasst Mechanik, Elektronik, Software und mehr. Große Unternehmen haben oft eigene Roboterspezialisten, aber für kleinere Unternehmen ist es viel schwieriger."
Verkerk weist auch darauf hin, dass es manchmal ein Missverhältnis zwischen dem gibt, was Unternehmen automatisieren wollen, und dem, was tatsächlich sinnvoll ist, um es zu automatisieren. "Unternehmen wollen manchmal mit einem sehr schwierigen Prozess beginnen, obwohl es besser wäre, mit einem einfachen Prozess zu beginnen. Meine Aufgabe ist es, ihnen dabei zu helfen, Prioritäten zu setzen und ihnen bewusst zu machen, was funktioniert und was nicht."
Verkerk kritisiert auch das, was er selbst als "Plug & Play Marketing" bezeichnet, insbesondere im Zusammenhang mit autonomen mobilen Robotern (AMR). "In den letzten fünf Jahren hat sich der Markt mit dem Aufkommen der AMRs stark verändert", erklärt er. "AMRs werden oft als flexible, leicht in jede erdenkliche Layout-Lösung zu integrierende Roboter angepriesen, die autonom navigieren und Hindernissen ausweichen können. Die Realität ist jedoch viel komplexer. Die Autonomie von AMRs sorgt für eine schlechte Vorhersagbarkeit, ist schwieriger zu berechnen und statisch zu simulieren, und die Notwendigkeit, Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, schränkt die Flexibilität manchmal erheblich ein." Laut Verkerk wird die Leistung dieser Roboter häufig überschätzt, was zu unrealistischen Erwartungen bei den Unternehmen führt, die in diese Technologien investieren.
Darüber hinaus macht Verkerk einen klaren Unterschied zwischen AMRs und Automated Guided Vehicles (AGVs). Er erklärt, dass FTS traditionell von Unternehmen entwickelt werden, die über fundiertes Integrations-Know-how verfügen, während sich die Hersteller von Fahrerlosen Transportsystemen hauptsächlich auf die Produktentwicklung und den Vertrieb konzentrieren und die Integration oft an Dritte vergeben. "Dieses Outsourcing führt zu einem Mangel an Erfahrung und Fachwissen in der Intralogistik bei den Parteien, die die Implementierung vornehmen", sagt Verkerk. "Der so genannte Plug & Play-Ansatz wird der Komplexität der Integration von FTS und FTS in bestehende Logistiksysteme nicht gerecht, was zu erheblichen Engpässen und Ineffizienzen führen kann."
Um Unternehmen bei ihren Robotisierungsprojekten besser zu begleiten, hat Verkerk die LMTRF-Methode entwickelt, die für Layout, Materialfluss, Technologie, Routing und Formel steht. Diese Methode hilft Unternehmen dabei, ihre Logistikprozesse strukturiert zu analysieren und die richtigen Roboterlösungen zu implementieren. "Das Wichtigste ist, dass man zuerst genau versteht, was man mit der Roboterisierung erreichen will, bevor man mit dem Kauf und der Implementierung beginnt", sagt Verkerk.
Verkerk betont, dass Robotisierung maßgeschneidert ist und Standardlösungen oft nicht ausreichen. "Jedes Unternehmen hat seine eigenen Prozesse und Herausforderungen. Der Erfolg der Robotisierung hängt davon ab, wie gut die Lösung auf die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist", sagt er. "Es ist wichtig, von Anfang an die richtigen Fragen zu stellen und keine Angst zu haben, zu sagen: Das funktioniert nicht.
Verkerk geht davon aus, dass die Rolle der Robotik in der Logistik noch zunehmen wird, insbesondere mit dem Aufkommen von Technologien wie KI und 3D-Mapping. "Wir sehen bereits jetzt, dass Roboter immer besser Objekte erkennen und ihr Verhalten an ihre Umgebung anpassen können. Dies wird die Sicherheit und Effizienz von Logistikprozessen weiter verbessern. Dennoch gibt er zu bedenken, dass die Technologie noch nicht perfekt ist. "Die Leistung autonomer mobiler Roboter ist oft noch nicht ausgereift. Sie stoßen auf praktische Probleme, wie etwa Hindernisse auf ihrem Weg, die die derzeitige AMR-Technologie in manchen Anlagen noch nicht gut bewältigen kann."
Mit RoboTobor will Verkerk in den kommenden Jahren seine Bemühungen fortsetzen - was für den Sektor von entscheidender Bedeutung ist -, um den Unternehmen zu helfen, die richtigen Entscheidungen in Bezug auf die Robotisierung zu treffen. Mit seiner Erfahrung und der LMTRF-Methode bietet er den Unternehmen einen praktischen Ansatz, um ihre Logistikprozesse zu optimieren. Obwohl die Herausforderungen groß sind, sieht Verkerk ein großes Potenzial in der weiteren Entwicklung der Robotisierung in der Logistikbranche. "Die Robotisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Ihre Geschäftsprozesse besser und effizienter zu gestalten", so Verkerk abschließend. "Es ist wichtig, realistisch zu bleiben und genau zu analysieren, was in Ihrer spezifischen Situation funktioniert und was nicht.