Ist es angesichts der derzeitigen Überlastung der Netze sinnvoll, in eine nachhaltigere Flotte zu investieren? Ist es nicht ohnehin besser, zu warten, bis die Fahrzeuge eine größere Reichweite haben? Wen könnte man da besser fragen als Jan Schouten, Manager Energy Transition bei Volvo Trucks. Er beschäftigt sich nicht nur hauptberuflich mit diesen Fragen, sondern Volvo war auch die erste Lkw-Marke, die Hybrid-Lkw, (Bio-)LNG-Lkw und eine ganze Reihe von Elektro-Lkw in Serie gebracht hat.
Schouten: "Es ist wirklich an der Zeit, einen Plan für Ihren Fuhrpark in Bezug auf CO2-Emissionen und Nachhaltigkeit zu erstellen. In den kommenden Jahren kommt eine Menge auf unsere Branche zu, aber ich sehe, dass viele kleinere Spediteure keine Ahnung haben, was auf sie zukommt."
Schouten arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei Volvo und hat im vergangenen Jahr seine Stelle als Übergangsmanager angetreten. "Die Leute denken, dass das alles einige Zeit dauern wird, auch wegen der Überlastung der Netze. Aber kurzfristig wird sich eine ganze Menge ändern. Nehmen Sie die Null-Emissions-Zonen. Schon ab dem nächsten Jahr dürfen bestimmte Firmenwagen und Lkw in vielen Innenstädten nicht mehr fahren. Außerdem soll es ab 2026 eine Kilometerabgabe geben, die unter anderem eine CO2-Steuerung beinhalten muss. Wenn man bedenkt, dass man einen Lkw für etwa fünf bis sieben Jahre kauft, ist es daher besser, vorausschauend zu handeln, als abzuwarten."
Aber ist es nicht klüger zu warten, bis die Reichweite die derzeitigen 300 Kilometer übersteigt? "Es gibt immer etwas, das in naher Zukunft besser werden wird. Aber es ist wichtig, jetzt einzusteigen. Dann kann man klein anfangen und Erfahrungen sammeln. Und man kann anfangen, einen gewichteten Netzanschluss für die Ladeeinrichtung zu beantragen. Denn einen Lkw über Nacht aufzuladen, ist machbar, aber ein Schnellladegerät zu installieren, ist schon schwieriger. Ganz zu schweigen von der vollständigen Aufladung von zehn Lkw. Wenn Sie auf eine größere Reichweite warten, verlagern Sie auch das Problem. Schließlich braucht man dann auch eine größere Ladekapazität."
Elektrisches Fahren ist nicht der einzige Weg zur CO2-Reduzierung. Sie kann auch durch den Einsatz von Kraftstoffen wie HVO, Bio-LNG und in Zukunft Wasserstoff erreicht werden. "Ich rate dazu, die verschiedenen Optionen sorgfältig zu vergleichen und vor allem den Rat von Fachleuten einzuholen, die bereits über das entsprechende Wissen verfügen. Wir nutzen zum Beispiel gerne unser Know-how, um mit Spediteuren und Lagern unverbindlich mitzudenken. Oder wir weisen ihnen innerhalb unseres Netzwerks den richtigen Weg. Wir haben zum Beispiel auch einige Partnerschaften im Bereich der Ladeinfrastruktur".
"Die Sorge um die Umwelt ist seit vielen Jahren in unserer Strategie verankert. Im Anschluss an das Pariser Abkommen haben wir uns daher freiwillig dazu entschlossen, die Initiative "Science Based Targets" zu unterstützen. So ist unsere Produktionsstätte in Gent, Belgien, seit 2007 das weltweit erste CO2-neutrale Fahrzeugwerk. Aber auch bei den Sicherheitsmerkmalen warten wir nicht, bis sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Vorreiter zu sein, hat zwar den Nachteil, dass man als Erster das Rad erfindet, aber es bietet auch einen wichtigen Vorteil: Man sammelt mehr Erfahrung als die Konkurrenz, was bedeutet, dass die eingesetzten Technologien am zuverlässigsten sind."
Passend zu diesem zukunftsweisenden Ansatz hat Volvo Trucks vor kurzem seine ikonische FH-Serie um einen neuen Lkw erweitert: den Volvo FH Aero. Mit ihm hat Volvo besondere Fortschritte in der Aerodynamik gemacht. "Schließlich ist der Luftwiderstand ein entscheidender Faktor für den Kraftstoffverbrauch und damit für die CO2-Emissionen und die Reichweite. Mit der verbesserten Aerodynamik und anderen Technologien dieses neuen Lkw lassen sich bis zu fünf Prozent an Energieverbrauch und Emissionen einsparen." Der VOLVO FH Aero ist in vier Varianten erhältlich, darunter eine Bio-LNG-Version und die preisgekrönte Elektroversion.